Leviticus 11

Einleitung

In diesem Kapitel geht es um Ernährungsvorschriften für alle Israeliten, nicht nur für die Priester. Priester haben mit dem Dienst im Heiligtum zu tun. Der Israelit ist ein Glied des Volkes Gottes im täglichen Leben. In den 3Mo 11:44; 45 wird der Grund für die Ernährungsvorschriften gegeben: die Heiligkeit des HERRN.

Essen ist, etwas zu uns nehmen, was wir uns zu eigen machen, etwas, was wir innerlich verarbeiten, wodurch es ein Teil von uns selbst wird. Einerseits wird von Tieren gesprochen, von denen nicht gegessen werden soll, weil sie moralisch und geistlich Böses darstellen, andererseits werden wir ermuntert, Nahrung zu nehmen, die Heiligkeit und geistliches Leben darstellt. Nahrung gibt uns Energie. In den Bildern der Schrift bestimmt das, was wir essen, die Bildung unseres Handelns. Der Charakter unserer Nahrung wird unser Handeln bestimmen. Wenn wir uns mit Christus ernähren, wird Er in uns sichtbar werden.

Im Christentum ist der buchstäbliche Unterschied zwischen reinen und unreinen Tieren weggenommen. Gott gebietet Petrus, von reinen und unreinen Tieren zu schlachten und zu essen (Apg 10:9-16), obwohl alle Tiere nach dem Gesetz unrein waren. Gott erklärt alle Tiere als rein. Für den Gläubigen gilt es aufzupassen, da er „mit Christus den Elementen der Welt gestorben“ ist (Kol 2:20). Darum soll er sich auch nicht zum Beispiel den Speisevorschriften, die sagen „berühre nicht, koste nicht, betaste nicht“ (Kol 2:21), unterwerfen. Er kann mit dem Apostel Paulus sagen: „Ich weiß und bin überzeugt in [dem] Herrn Jesus, dass nichts an sich selbst unrein ist“ (Röm 14:14).

Wiederkäuen und gespaltene Hufe

Von den Landtieren wird nicht gesagt, dass sie ein Gräuel waren, wie später bei den kriechenden Tieren. Letztere sind wirklich mit der Erde verhaftet. Das ist bei den normalen Landtieren nicht der Fall. Wohl macht Gott da einen Unterschied zwischen solchen, die gegessen werden durften, und solchen, die nicht gegessen werden durften. Er gibt das positive Kennzeichen der reinen Tiere an: Sie müssen wiederkäuen und ganz gespaltene Hufe haben.

Diese Kennzeichen der reinen Tiere gehören zusammen. Beides musste gefunden werden. Die geistliche Anwendung für das Wiederkäuen ist, dass wir das, was wir geistlich zu uns nehmen – z. B. wenn wir etwas lesen – wir das überdenken und dem Gelesenen Zeit geben, auf uns einzuwirken. Wenn wir die Bibel lesen oder etwas über die Bibel lesen, sollen wir das nicht flüchtig tun, auch nicht schnell und viel, sondern ruhig und besonnen, und danach das Gelesene überdenken und erwägen.

Aber tiefgehendes Bibelstudium ist nicht genug. Von dem, was wir uns durch Essen und Wiederkäuen zu eigen gemacht haben, will Gott in unserem Wandel sehen, dass es zu seiner Ehre ist. Die ganz gespaltenen Hufe geben dem Wandel Stabilität. Standfestigkeit und Unwandelbarkeit, das sind die Kennzeichen, die der Herr von Christen erwartet, um Ihm zu dienen, bis Er kommt (1Kor 15:58). Es geht um die „Erkenntnis [der] Wahrheit, die nach [der] Gottseligkeit ist“ (Tit 1:1b). Das ist die Wahrheit, die in einem gottesfürchtigen Wandel sichtbar wird.

Es kann jemand wie ein Schwein sein. Er kann die Nahrung hineinschlingen und dennoch wie ein Christ leben wollen. Es kann jemand wie ein Kamel sein. Er kann viel hineinpacken und es wiederkäuen, aber verbunden mit einer Praxis, die dazu im Gegensatz steht. Man sieht nichts von einem praktischen Christentum. Wie kann eine Praxis vorhanden sein, wenn keine Unterweisung genossen worden ist, wenn man die Grundsätze des Wortes Gottes nicht kennt? Aber wenn Kenntnis nicht zu einer entsprechenden Praxis führt, ist das auch nicht gut. Beides ist nötig.

Flossen und Schuppen

Es betrifft alle Wassertiere in allen Gewässern. Meere sprechen in der Schrift meist von schwierigen Situationen, Prüfungen, durch welche sich Gläubige den Weg bahnen müssen. In den Fischarten, die gegessen werden durften, sehen wir die Kennzeichen, die einem Gläubigen helfen, hindurchzukommen. Flossen geben Kraft, gegen den Strom zu schwimmen und die Richtung einzuhalten, Schuppen schützen gegen verkehrte Einflüsse in der Umgebung.

Geflügel

Von den Vögeln und Tieren mit Flügeln wird kein einziges reines Tier genannt, obschon es welche gab (1Mo 8:20). So durfte eine Taube als Opfer für Gott dienen (3Mo 1:14). Vögel sprechen im Allgemeinen von Bewohnern des Luftraums. Es wird über „die Vögel des Himmels“ gesprochen. Meist geschieht das im negativen Sinn (Mt 13:4; 32; Off 18:2). Sie stellen dämonische Einflüsse vor, die sich in himmlischen Sphären bewegen.

Im geistlichen Sinn handelt es sich um Geister mit einem nicht-irdischen Charakter, die sich auf dem christlichen Erbe zu Hause fühlen, aber unrein sind. Viele dämonische Einflüsse sind in die Christenheit in Form falscher Lehren eingedrungen.

Sie sind wie Raubvögel (Adler, Geier), die durch den Tod anderer leben. Sie rauben Gott die Ehre und nehmen sie für sich selbst in Anspruch. Das Essen solcher Vögel bedeutet, sich in bösen Werken gebrauchen zu lassen.

Die einzige Ausnahme in dieser langen Reihe des unreinen Geflügels sind einige Arten der Heuschrecken (3Mo 11:22; 23). Sie haben außer ihren vier Beinen noch zwei Sprungbeine. Damit können sie sich von der Erde erheben. Diese durften gegessen werden. Sie bildeten die Nahrung von Johannes dem Täufer.

Das für einen Gräuel halten, was Gott verboten hat zu essen, bedeutet für uns in der Praxis: „Verabscheut das Böse“ (Röm 12:9).

Berührung, die verunreinigt

Nicht nur das Essen unreiner Tiere war verboten, auch das Berühren von ihrem Aas verunreinigte. Berühren geht nicht so weit wie Essen, aber es brachte doch eine falsche Wirkung hervor. Die Unreinheit dauerte bis zum Abend. Die Kleider mussten gereinigt werden. Wir werden unrein durch das, was wir sehen und hören, ohne uns dafür zu öffnen (essen). Und doch kann unser Benehmen, selbst unbewusst, dadurch beeinflusst werden. Durch das Lesen des Wortes Gottes wird das korrigiert.

Unreines Gewimmel

Das Gewimmel sind Tiere, die sich nicht von der Erde erheben, sondern eine Einheit mit ihr bilden. Es sind Lebensformen, die in vielem der der Schlange gleichen, einem Bild vom Satan (1Mo 3:1; 14). Es zeigt uns ein Wohlfühlen auf der Erde. Im Buch der Offenbarung wird mehrfach von solchen gesprochen, die „auf der Erde wohnen“ (Off 3:10; Off 6:10; Off 8:13; Off 11:10; Off 13:8; 14; Off 14:6; Off 17:8), womit Menschen gemeint sind, deren Zuhause die Erde ist, und die dort ihren ureigenen Aufenthaltsort sehen. Sie fühlen sich dort zu Hause und tun alles, um es so zu behalten.

Das Essen solcher Tiere bedeutet für uns das Beschäftigen mit irdischen Dingen auf eine Weise, dass wir ihnen nachjagen, sie suchen. Paulus warnt: „Sinnt auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist“ (Kol 3:2). Von denen, über die er trauert, dass sie „die Feinde des Kreuzes des Christus“ sind, muss er sagen, dass sie „auf das Irdische sinnen“ (Phil 3:18; 19). Wir können so in unseren irdischen Beschäftigungen aufgehen, dass sie unser Leben werden. Dann werden wir gleichförmig den Menschen dieser Welt. Dieses Streben macht uns zu Erdenbewohnern, obwohl wir zum Himmel gehören und bekennen, Himmelsbürger zu sein.

Von jedem dieser Tiere können wir Lektionen lernen. Nicht, dass es bei jedem dieser Tiere einfach ist, die Lektion zu erkennen, die uns dadurch gelehrt wird, aber sie werden nicht umsonst genannt. Die Lektion des Maulwurfs ist klar. Er lebt unter der Erde, ausgeschlossen vom Tageslicht. Er lehrt uns, dass wir keine verborgenen, hinterhältigen Dingen tun sollen, die das Tageslicht nicht vertragen können. Dass der Maulwurf nicht auf unserer „geistlichen Speisekarte“ steht, sagt Paulus so: „Sondern wir haben den geheimen [Dingen] der Scham entsagt“ (2Kor 4:2a) und an einer anderen Stelle: „Und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, …; denn das, was heimlich von ihnen geschieht, ist schändlich auch nur zu sagen (Eph 5:11; 12).

Eine offensichtliche Lektion sehen wir auch in dem Chamäleon (3Mo 11:30). In unserer Alltagssprache wird das Tier manchmal genannt und wir alle wissen, für welche Art von Personen es steht, für die der Spruch gilt: sich wie ein Chamäleon verhalten. Es ist jemand, der sich an jede Situation anpassen kann und bei allem mitreden kann; der wie das Chamäleon seine Farbe verändern kann, um sich seiner Umgebung anzupassen. Es ist einfach, uns darin zu erkennen, wenn wir uns unter Gläubigen bewegen und uns benehmen, wie es sich gehört, und sind wir in der Welt, dann wissen wir auch mit ihr „gut Freund“ zu sein.

Totes zu berühren macht unrein

Ein „Gefäß“ stellt eine Person dar (Apg 9:15; 1Thes 4:4), ein „Kleid“ stellt unser Verhalten vor, ein „Fell oder ein Sack“ sind Mittel, um etwas darin aufzubewahren. „Jedes Gerät, womit eine Arbeit verrichtet wird“, ist etwas, was dazu dient, das Leben als Glied des Volkes Gottes zu leben. Ist etwas davon unrein geworden, da es dem irdischen Leben und nicht Gott dient, dann soll es ins Wasser gelegt werden, das bedeutet, es dem „Wasserbad“ des Wortes Gottes auszusetzen. Dann wird es wieder rein und brauchbar für den Meister. Irdene Gefäße müssen zerbrochen werden. Ein irdenes Gefäß ist das, was wir von Natur sind (2Kor 4:7).

Wasser, in das Unreines gekommen ist, ist unrein und verunreinigt den, der damit in Berührung kommt (3Mo 11:34; 35). Wenn das Wort Gottes durch unsere Gedanken seiner wahren Bedeutung beraubt wird, wenn wir ihm eigene Auslegung geben und diese auch weitergeben, so werden auch die, welche es hören, unrein.

Lebendiges Wasser kann nicht unrein werden (3Mo 11:36). Das Wort Gottes, lebendig gemacht durch die Kraft des Geistes, erfährt keine Verunreinigung. Wenn wir lebendige Brunnen sind, werden Verunreinigungen auf uns keinen Zugriff haben. „Ströme lebendigen Wassers“ werden aus „unserem Inneren fließen“ (Joh 7:38), wenn wir in enger Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus leben, uns „mit seinem Fleisch nähren“ und „sein Blut trinken“ (Joh 6:54-56).

Im Samen ist auch die Lebenskraft (3Mo 11:37). Dieses Leben offenbart sich, indem es in den Tod geht. Es ist ein Bild von dem Herrn Jesus, der durch den Tod gegangen ist und dadurch „Leben und Unverweslichkeit ans Licht gebracht hat“ (2Tim 1:10; vgl. Joh 12:24). Das Leben in Ihm überwindet den Tod.

Abscheulichkeit kriechender Tiere

Alle kriechenden Tiere durften nicht gegessen werden. Diese Verse beschreiben nicht nur das Verbot, sondern der HERR lässt auch einige Male seinen Abscheu darüber erkennen. Diese Tiere sind „ein Gräuel“ (3Mo 11:41; 42). Sehr deutlich sagt Er, dass jeder, der eines dieser Tiere zu sich nimmt, sich selbst „zum Gräuel“ macht (3Mo 11:43). Dies unterstreicht, wie weit wir der Nahrung, die wir essen, ähnlich werden. In den kriechenden Tiere sehen wir nicht nur ein Bild der irdischen Dinge, sondern auch der Motive dahinter. Sie stellen den niedrigen Instinkt des in Sünde gefallenen Menschen unter dem Einfluss des Teufels vor.

Begründung für das Verbot, Gewimmel zu essen

Hier wird die Begründung für diese Gesetze gegeben. Die geistlichen Lektionen, die sie beinhalten, müssen wir mit der Tatsache verbinden, dass wir Kinder Gottes sind. Weil Er heilig ist, müssen auch wir heilig sein (1Pet 1:15; 16). Es geht um eine himmlische Heiligkeit, die vollkommen in dem Herrn Jesus auf der Erde zu finden war. Wir müssen uns bewusst sein, dass wir verantwortlich sind, darauf zu achten, welche geistliche Nahrung wir zu uns nehmen, weil das, was wir „essen“, unser Verhalten bildet. Wir müssen uns bei dem, was wir „essen“, fragen: Werden wir dadurch mehr dem Herrn Jesus gleichen oder mehr der Welt?

Zweck der Essgebote

Die Gesetze geben die Gesetzmäßigkeit an, wie unser Handeln von dem geformt wird, was wir essen. Gott bestimmt die Nahrung. Diese Nahrung ermöglicht es uns, rein und unrein zu unterscheiden. Wir haben stets zu bedenken, dass das, was wir zu uns nehmen, in uns wirkt und unser Verhalten beeinflusst, in der Welt und gegenüber unseren Mitgläubigen.

Unreine Nahrung finden wir in aller Art von Lektüre, die in unsere Häuser kommen, oder aller Art von Programmen, die wir hören oder sehen. Uns damit zu nähren, formiert oder deformiert unser Handeln als Gläubige. Nehmen wir es nicht so genau mit dem, was unseren Geist beeinflusst, wird in unserer Praxis das Unterscheidungsvermögen bezüglich rein und unrein unklar sein. Wir verschieben dann unser Benehmen unbemerkt (für uns wohl unbemerkt, aber andere nehmen es wahr) stets mehr in Richtung dieser Welt.

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